Herr Kennedy kriegt ein Bürohaus zu seinen Ehren
Rund um den Hauptbahnhof Berlin errichtet die CA Immo AG auf 40 Hektar Fläche eine „Europacity“ voller Hotels und Büros Große Feier mit Currywurst und Tamtam: Vor zehn Tagen fand in Berlin, wenige Schritte vom Hauptbahnhof entfernt, der Spatenstich zum John-F.-Kennedy-Haus statt. Das vom Münchner Architekturbüro Auer+Weber+Assoziierte geplante Projekt wurde von der österreichischen CA Immo AG entwickelt und soll bis Anfang 2015 fertiggestellt werden. Die Gesamtinvestitionssumme für das 22.000 Quadratmeter große Objekt liegt bei rund 70 Millionen Euro. „Mit dem John-F.-Kennedy-Haus setzen wir einen weiteren zentralen Baustein in der neuen Europacity“, sagte Henrik Thomsen, Leiter der CA Immo Berlin. Mit rund 40 Hektar Größe ist das bisherige Brachland rund um den 2006 eröffneten Hauptbahnhof eines der größten innerstädtischen Entwicklungsareale Deutschlands. In den kommenden Jahren soll die Fläche mit Wohnungen, Hotels und Büros bebaut werden. Die CA Immo ist mit mehreren Entwicklungen mit von der Partie. „Wir haben schon eine laute Diva“ Wie man anhand der bisherigen Berliner Baukultur ahnen kann, wird auch das üppig getaufte John-F.-Kennedy-Haus kein Meilenstein zeitgenössischer Büroarchitektur werden. „Und das ist auch gut so“, meint Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, Ehrengast im provisorischen Baustellenzelt. „Denn wir haben schon eine laute Diva, und zwar den Hauptbahnhof. Jetzt geht es darum, rund um den Bahnhof ein Quartier zu entwickeln, das zwar hochwertig ist, aber nicht schreit.“ Die Vorgaben des städtebaulichen Masterplans waren streng: Kalksteinfassade, zweigeschoßige Strukturierung der Baukubatur und – zugunsten einer attraktiven Energiekennzahl – maximal 50 Prozent Fensteranteil. Das Haustechnikkonzept, so Architekt Moritz Auer, wolle man bewusst schlank dimensionieren, um so auf künftige Nutzungen flexibel reagieren zu können. Unterm Strich soll das Gebäude nach den Richtlinien von DGNB zertifiziert werden. Angestrebt ist eine Auszeichnung in Silber. Mehrere österreichische Unternehmen bauen in der Europacity 42 Prozent der Fläche sind bereits vermietet. Auf der Mieterliste stehen die Rechtsanwaltskanzlei White & Case LLP, der Arbeitsplatzanbieter Regus sowie der Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle. Eine öffentliche Nutzung, wie der Name John F. Kennedy vermuten ließe, wird es nicht geben. An der Bebauung der neuen Areale rund um den Hauptbahnhof sind mehrere österreichische Unternehmen beteiligt. Im sogenannten Stadtquartier auf der Südseite der Bahntrasse steht das InterCityHotel (412 Zimmer, CA Immo) kurz vor Fertigstellung. Daneben errichtet Strauss & Partner mit der Porr das Vier-Sterne-Superior-Hotel Steigenberger am Kanzleramt. Die Eröffnung des 339-Zimmer-Hauses ist für kommenden Mai geplant. 10.000 Arbeitsplätze Der Löwenanteil der CA Immo, die in Deutschland bereits seit 2008 tätig ist und sich vor allem auf die Großstädte Berlin, Frankfurt und München konzentriert, liegt jedoch im nördlichen Teilstück jenseits der Gleise, in der sogenannten Europacity. Die Haupteigentümer des Projektgebiets sind neben der CA Immo (20 Hektar) die Deutsche Bahn (zehn Hektar) sowie das Land Berlin (sechs Hektar). Geplant sind Wohnungen für 2000 Menschen sowie etwa 10.000 Arbeitsplätze. Als Startschuss wurde letztes Jahr der Total Tower fertiggestellt. Der 16-geschoßige Turm, Headquarter des Mineralölkonzerns Total, fällt vor allem durch seine geknickte, expressive Fassade auf. Neben mehreren Bürokomplexen wird der österreichische Entwickler und Investor CA Immo hier jedoch vor allem im Wohnbau tätig sein – in Zusammenarbeit mit der Wohnbaugesellschaft Team Hamburg. Ob Berlin eines Tages seinen tonnenschweren Steinfassaden-Charme ablegen wird, ist in Anbetracht der bisher entschiedenen Wohnbau-Architekturwettbewerbe in der Europacity fraglich. (Wojciech Czaja, DER STANDARD 24./25.8.2013) – derstandard.at/1376534462044/Herr-Kennedy-kriegt-ein-Buerohaus-zu-seinen-Ehren